- Matchbericht
Überraschend knapp verloren
Der SC Langenthal kommt gegen Seewen zum Schluss überraschend in die Nähe eines Punktgewinns und bringt Seewen dann gleich von alleine in den sicheren Hafen des Sieges. Dieser sieht mit 4:2-Toren noch harmlos aus, zeigte sich doch im ersten Teil des Spiels ein viel deutlicheres Bild.
Der SC Langenthal hatte im letzten Abschnitt – mit Blick auf das Skore von 1:3 – noch realistische Chancen, aus Seewen Punkte zu entführen. Dies ist hier auf diese Weise betont, weil es einerseits überraschend und andererseits nicht dem Grossteil des Spielverlaufs entsprechend war. Phasenweise dominierte Seewen nämlich nach Belieben. Der Meister war schneller, aggressiver und genauer. Während Seewen ab und zu mit Langenthal Katz und Maus spielte, gewährten die SCL-Spieler ihren Gegnern zu oft zu viel Raum und waren auch dadurch zumeist ein Schritt zu spät. Das besserte zwar ungefähr zur Spielmitte, bis dahin hätte die Partie aber auch schon entschieden sein können. Vor allem dank einem einmal mehr starken Keeper Colin Stauffacher war das aber nicht so. Zugelassen hatte er zwar immerhin vier Tore – aber eben auch nur. Und weil eines noch aberkannt wurde, stand es nach dem Treffer in der 26. Minute eben nur 3:0 für den Gastgeber.
Das aberkannte Tor (16.) hatte derweil Niklas Maurenbrecher erzielt – und rund um die eigentliche Situation des Torerfolges war kein Vergehen erkennbar, dass es rechtfertigen würde, das Tor nicht zu zählen. Auch deshalb war manch ein Zuschauer verdutzt, dass nicht nur das Tor zum 2:0 von Seewen aberkannt wurde, sondern Fabio Langenegger auch noch mit einem Restausschluss bestraft wurde. Was passiert war, war dann erst im Videostudium ersichtlich: Langenegger schlug Mike Wyniger den Stock zwischen die Beine, der Linienrichter hatte dies erkannt, und wies den Head-Schiedsrichter beim nächsten Unterbruch darauf hin. Der mutige, aber richtige Entscheid war dann, das Tor, welches über eine Minute nach dieser Szene zum nächsten Unterbruch führte, zurückzunehmen und den Torschützen zum 1:0 unter die Dusche zu schicken.
Schwaches Fünf-Minuten-Powerplay
Und damit hätte der SCL sogar schon im ersten Drittel noch ausgleichen können. Einmal mehr war das Powerplay der Oberaargauer aber bieder. Mit nur wenigen Chancen oder überhaupt Torschüssen konnte der gegnerische Keeper Jay-Finn Kobler kaum unter Druck gesetzt werden, sodass ein Ausgleich ausblieb. Dass die Oberaargauer bei einem Konter in der 33. Minute auf 1:3 herankamen, war somit das Höchste der Gefühle. David Hamr lenkte dabei ein Schuss von der blauen Linie von David Moser ab. «Im ersten Abschnitt spielte eigentlich nur Seewen», kommentierte auch Captain Fabio Kläy, mit der Strafe und dem aberkannten Tore habe man sogar noch Glück gehabt.
Charakter habe man aber schon gezeigt, ergänzte der Captain, schliesslich habe man dann tatsächlich noch theoretische Chancen gehabt, den Ausgleich zu realisieren. Nach einem Blue-Line-Schuss, wiederum von David Moser (53.), konnte Stefan Diezi im Rückraum einen Abpraller übernehmen und die Scheibe zum 2:3 ins Tor schiessen. Für die Schlussminuten fehlte dem SCL also plötzlich nur noch ein Torerfolg, um beim Meister tatsächlich Punkte zu entführen.
Das wäre eigentlich ein guter Grund gewesen, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Wie schon (zu) oft, drehte das Spiel jedoch abermals wegen einer Undiszipliniertheit. Mit einer unnötigen Strafe, verursacht in der Offensivzone von David Hamr, legte man Seewen quasi den roten Teppich in Richtung Sieg aus. Als nämlich Colin Stauffacher das Tor verliess, damit immerhin mit fünf gegen fünf gespielt werden durfte, folgte der Schlusspunkt des Spiels mit einem Schuss aufs leere Tor. «Wir reden ständig darüber, sprechen diese Undiszipliniertheiten an – aber wir schaffen das einfach nicht, das zu unterlassen», bemängelte Fabio Kläy zuletzt. Gerade gegen Top-Teams wie Seewen sei das entscheidend, «vieles, was unsere Gegner gegen uns erreichen, geben wir ihnen», meinte er weiter und sprach damit auch das letztlich entscheidende 4:2 an. Dass man zuletzt einem Punktgewinn trotz des äusserst schwachen Starts in die Nähe kam, wäre ein Geschenk gewesen, welches man hätte annehmen dürfen. Für Captain Fabio Kläy stimmt das Resultat dann aber auch irgendwie: «Heute hätten wir ein Punktgewinn mit diesem Auftritt sowieso nicht verdient gehabt.»
Seitenblick – Frauenfeld drückt SCL unter den Strich
Der EHC Frauenfeld schafft zu Hause gegen Thun ein 3:2-Sieg. Nach zwei Dritteln ist die Partie noch mit 2:2 ausgeglichen, ehe Lars Wegmann in der 48. Minute das Siegtor schiesst. Durch diesen Erfolg überholt Frauenfeld den SCL und übernimmt den sechsten Rang.
Text und Bild: Leroy Ryser
Telegramm:
EHC Seewen – SC Langenthal 4:2 (1:0, 2:1, 1:1)
Schoren, Langenthal. – 452 Zuschauer. – SR: Zbinden, Oberson/Pföstl. – Tore: 7. F. Langenegger (Schönmann) 1:0. 23. Schönmann (Cavelti) 2:0. 26. Schnüriger (Luca Langenegger, Steiner) 3:0. 32. Hamr (Moser) 3:1. 53. Diezi (Moser) 3:2. 60. (59:39) Maurenbrecher (Burkhalter, Schönmann/Ausschluss Hamr, K. Krayem, Bachmann; aufs leere Tor) 4:2. – Strafen: 3mal 2 Minuten plus 1x5 Minuten plus Spieldauerstrafe (F. Langegger) gegen Seewen. 4mal 2 Minuten gegen Langenthal.
Seewen: Kobler; Bachmann, Kostler; Gysi, Kieni; Gärtner, Büeler; Fischer; Cavelti, Burkhalter, Von Allmen; Maurenbrecher, Capaul, Waser; Schönmann, F. Langenegger, Livio Langenegger; Steiner, Luca Langenegger, Schnüriger.
Langenthal: Stauffacher; Tassinari, Wyniger; Krähenbühl, Thomas; Grossenbacher, Moser; Sommer, Schmied; H. Krayem, K. Krayem, Schmid; Mojonnier, Kläy, Käser; Bandiera, Jobin, Diezi; Hamr, Jakob, Balzer.
Bemerkungen: Langenthal ohne Naber (krank), Liechti, Bütikofer, Ranov, Stöckli, Perrenoud, Meinen, Holstein und Girardin (alle verletzt). 58:53-59:39 Langenthal ohne Torhüter Stauffacher zu Gunsten eines sechsten Feldspielers. 60. Time-Out Langenthal.
Highlights vs. EHC Seewen
10.12.2025