- Matchbericht
SCL gegen Thun zu wenig clever
Der SC Langenthal verliert gegen Thun mit 2:3. Entscheidend war insbesondere das zweite Drittel, in welchem Thun einerseits cleverer, andererseits auch effizienter agiert.
Es sind nun 15 Spiele in dieser Saison vergangen und die SCL-Fans ärgern sich nicht zum ersten Mal über das gleiche Problem. Und deshalb ist es, nachdem zuletzt darüber geschwiegen wurde, Zeit, den Tatsachen in die Augen zu sehen: Die Schiedsrichterleistungen in dieser Liga genügen den Ansprüchen zu oft nicht. Das Spiel gegen den EHC Thun kann da als Beispiel dienen, da das Schiedsrichtertrio in zu vielen Situationen einseitig falsch entschied und überfordert schien. In der 50. Minute wird Florian Perrenoud für einen Crosscheck gegen den Kopf unter die Dusche geschickt, getroffen hat er seinen Gegenspieler aber auf Brusthöhe. Im zweiten Abschnitt kassieren die Oberaargauer fünf Strafen. Einzelne kann man geben, werden andere aber tatsächlich als korrekte Strafe beurteilt, so müsste es fortan in jedem Spiel 150 Strafminuten geben. Dass Thun auf der Gegenseite aber keine einzige Strafe kassiert, ausgerechnet in den 20 Minuten in welchen ein übertrieben kleinlicher Massstab beim SCL angewendet wird, führt zu mehr als einem Kopfschütteln auf den Rängen. Es wirft auf der «Streetside» nicht zum ersten Mal Fragen auf, die eigentlich niemand hören und schon gar nicht beantworten will. Dass die Referees nur zu dritt waren und der Head-Schiedsrichter somit alleine operieren musste, gilt indes nur bedingt als Ausrede. Es gilt als Ausrede, wenn er eine Situation abseits des Spielgeschehens nicht sieht. Es gilt aber nicht als Ausrede, wenn Situationen direkt vor dem Auge des Schiedsrichters, im Zentrum des Spiels passieren und falsch beurteilt werden.
SCL zu wenig clever
Und so kommt man nach dem Spiel gegen den EHC Thun zu einer wahrlich heiklen Frage: Trägt der Referee die Schuld, dass der SCL die Partie zuletzt 2:3 verlor? Die Antwort geht in eine Richtung, welche eine gelb-blaue Brille nicht zulassen würde. Zweifellos liess die Mannschaft vom Trainertrio Serge Meyer, Roger Gerber und Yves Müller oft auch die Cleverness vermissen. Perrenouds zu grosse Strafe resultierte, als endlich mal ein Vergehen gegen Thun angezeigt war und ein solches Eingreifen nicht nötig war. Und wenn schon kleinlich gepfiffen wird, ist auch ein Stockschlag wie jener von Karym Krayem, der zur fünften Strafe im zweiten Drittel führte, kein per se schlaues Vorgehen. Und das zeigt auch: Insbesondere im Umgang mit dem Stock muss der SCL schlauer agieren. Dass Thun ausserdem kein Powerplaytor schoss, und oft erst im Anschluss an eine Strafe traf, lässt bei der obenstehenden Frage durchaus ein Nein als Antwort zu, ja liegt das Nein sogar nahe. Und: Thun war schlichtweg cleverer und effizienter. Im zweiten Abschnitt erzielten sie die Tore zum 2:1 und 3:1, während der SCL sich beschwerte, lamentierte und weitere Strafen nahm.
Bis zuletzt hat dadurch die Chancenverwertung auch irgendwie den Unterschied gemacht. Etwas, was beim SCL zuletzt immer mal wieder ebenso ein Ärgernis war. Ausser der Paradelinie um Stefan Diezi, Karym Krayem und Hassan Krayem glänzen Langenthals Stürmer zuletzt vor allem mit Ladehemmungen. Auch gegen Thun schiesst zuerst Karym Krayem den 1:1-Ausgleich, sieben Sekunden vor Schluss stellt Diezi auf 2:3. Die letzten Torschützen, die nicht aus dieser Linie stammen, waren mit Jan Grossenbacher gegen Franches-Montagnes und Yann Stöckli gegen Dübendorf zwei Verteidiger, die aber von Hassan und Karym Krayem mittels Assists bedient wurden. Gegen Dübendorf traf zudem Gian Luca Balzer als letzter nicht in dieser Angriffsformation spielender Stürmer.
«Zu viel in der Verteidigung»
Patrick Bandiera, einer der Stürmer beim SCL, beurteilt das Spielgeschehen derweil ähnlich und sagt: «Wir haben uns auch selbst geschlagen. Wir haben zu viele Strafen kassiert, die unnötig waren.» Thun sei in dieser Phase cleverer gewesen und habe sich dort den Sieg erarbeitet. Und offensiv sei wahrlich Verbesserungspotenzial vorhanden. «Wir spielen aktuell zu viel in der Verteidigung, finden nicht nach vorne, hin und wieder fehlen auch zwingende Chancen», sagt der Stürmer. Da müsse mehr geleistet werden, findet Bandiera. Und so resultiert ein Fakt, der wenig begeistert: Nach dem zuletzt eingetretenen Aufschwung mit mehrmals hervorragenden Leistungen, konnte der SCL in den letzten vier Spielen nur noch fünf Punkte sammeln. Wollen die Oberaargauer ihren sechsten Rang verteidigen, tun sie gut daran, baldmöglichst den nächsten Aufschwung einzuleiten. Oder noch einfacher: die bereits bekannten, guten Leistungen, konstanter darbieten.
Seitenblick – Seewen dreht Partie
Nach einem Drittel lag Seewen in Wetzikon mit 0:1 in Rückstand. Wie schon gegen Franches-Montagnes drehten die Innerschweizer die Partie aber mit Vehemenz: Fünf verschiedene Torschützen sorgten letztlich für einen 5:2-Sieg, das letzte Tor gelang sogar in doppelter Unterzahl mit einem Schuss aufs verlassene Tor.
Text und Bild: Leroy Ryser
Telegramm:
SC Langenthal – EHC Thun 2:3 (1:1, 0:2, 1:0)
Schoren, Langenthal. – 1037 Zuschauer. – SR: Houlmann, Bächinger/Dom. – Tore: 2. Spinell (Christen, Gugelmann) 0:1. 9. K. Krayem (H. Krayem, Jobin/Ausschluss Schärz) 1:1. 32. Spinell (Beusch, Schweingruber) 1:2. 37. Inniger (Spinell, Gugelmann) 1:3. 60. (59:53) Diezi (H. Krayem, K. Krayem) 2:3. – Strafen: 7mal 2 Minuten plus 1x5 Minuten plus Spieldauerstrafe (Perrenoud) gegen Langenthal. 2mal 2 Minuten gegen Thun.
Langenthal: Stauffacher; Thomas, Wyniger; Krähenbühl, Moser; Stöckli, Perrenoud; Schmied, Käser; H. Krayem, K. Krayem, Diezi; Bandiera, Jobin, Naber; Schmid, Ranov, Balzer; Liechti, Kläy, Mojonnier.
Thun: Küenzi; Schweingruber, Beusch; Buff, Wyss; Jaggi, Inniger; Bärtschi, Rossel, Gyger; Spinell, Gugelmann, Christen; Gauch, Fiebiger, Schärz; Häsler, Luder, Küffer.
Bemerkungen: Langenthal ohne Bütikofer, Meinen, Holstein und Girardin (alle verletzt). 59:14-60:00 Langenthal ohne Stauffacher zu Gunsten eines sechsten Feldspielers.