Mädchen in Juniorenteams? Beim SCL ganz normal

Im Eishockey ist es üblich, dass Mädchen in der Juniorenzeit in Knaben-Teams starten. Beim SC Langenthal war das immer schon normal. Auch für Swiss-League-Spieler Luca Wyss und SWHL-B-Spielerin Nadja Minder.

Fraueneishockey und Männereishockey sind zugegebenermassen verschieden. Auffallend ist vor allem, dass im Fraueneishockey Checks weiterhin untersagt sind und Körperkontakt entsprechend rasch bestraft wird. Tatsächlich haben viele der Frauen, auch im aktuellen Team des SC Langenthal, dereinst in der Juniorenabteilung der Herren begonnen und mit anderen Regeln das Eishockeyspielen erlernt. Dazu gehört auch Nadja Minder. Heute 23 Jahre alt erinnert sie sich noch, als sie damals mit Luca Wyss, heute 22 Jahre alt, zusammengespielt hat. «Ich habe im Alter der Moskitos begonnen, so um die 12 oder 13 Jahre alt war ich da. Erst haben wir nur zusammen trainiert, später aber auch Spiele zusammengespielt», sagt die Verteidigerin. Dass sie mit Jungs spielen «musste» sei damals kein Problem, sondern völlig normal gewesen. «Für mich sowieso», sagt sie, die drei Brüder hat, mit denen sie oft auch Zuhause Eishockey spielte. «Ich musste dann jeweils ins Tor», lacht sie. Mit Michael, der älteste Bruder, hat es dereinst einer der Brüder auf die zweithöchste Stufe geschafft, «Migu» lief in mehreren Saisons für die erste Mannschaft des SCL auf und war bei einem Titelgewinn mit dabei.


Keine ungemütlichen Situationen
Bei Luca Wyss klingt es indes ähnlich. «Die Mädchen waren immer mit dabei. Für uns war das völlig normal und gab nie Anlass zu Diskussionen», erklärt er. Auch seien sie damals stärketechnisch nicht etwa abgefallen oder wesentlich schlechter gewesen. Schliesslich habe man mehrere Spiele auf der höchsten Moskito-Stufe zusammengespielt. «Es gab auch nie komische Situationen und ich denke dafür haben auch die Trainer gesorgt.»
Mit zunehmendem Alter habe es dann doch die eine oder andere ungewohnte Situation gegeben, ergänzt Nadja Minder. «Vor allem im Sommertraining als wir älter wurden. Die Ausrüstung auf dem Eis hat immer eine Distanz geschaffen. Im Eistraining kamen wir uns deshalb gar nie wirklich nahe, im Sommertraining war das bei gewissen Übungen anders.» Luca Wyss hat das nicht miterlebt. Noch bevor die für Jungs typischen «Flegeljahre» begannen, wechselte der Melchnauer zu den SCL Young Tigers.

Direkter Kommunikation ist Vorteil
Bei den Jungs zu spielen habe aber grosse Vorteile, erklärt Nadja Minder. «Die Kommunikation ist eine andere. Frauen wollen sich nicht auf die Füsse treten, Männer hingegen sind um einiges direkter.» Deshalb habe es später auch bei den Damen Überraschungen gegeben. Sie selbst sei gewohntermassen «Frei Schnauze», wer diesen Umgangston aber nicht kannte, musste sich erst daran gewöhnen, erinnert sich die ehemalige Rohrbacherin. «Manchmal vermisse ich diese Art der Kommunikation schon ein bisschen. Und, dass Checks nicht mehr erlaubt sind stört mich ebenfalls.» Luca Wyss schmunzelt indes. «Wir haben die Mädchen auf dem Eis damals nicht anders behandelt, sie waren ganz normale Teammitglieder. Käme es heute zu einem Wiedersehen würden wir das wahrscheinlich etwas anders angehen.»
Heute, gut zehn Jahre später, sind die Voraussetzungen anders, auch Nadja Minder weiss, dass Frauenteams bereits aus anatomischen Gründen gegen Männerteams Mühe hätten. «Als SWHL-B-Team könnten wir es vielleicht mit einer schlechten Viertligamannschaft aufnehmen», lächelt sie, auch einzelne Juniorenmannschaften wären, wie sie findet, für sie schlagbar. «Auch uns ist aber bewusst, dass Fraueneishockey nur schwer mit Männereishockey vergleichbar ist.» Beispielsweise das höhere Tempo aus Juniorenzeiten vermisse sie auch selbst hin und wieder.

Motivation und Zuversicht gross
Zugleich schlagen immerhin die SCL-Frauen im ligaweiten Vergleich ein hohes Tempo an. Auf zweithöchster Stufe gehören die Oberaargauerinnen zu den grossen Favoritinnen auf den Titel, nach zwei coronabedingt abgebrochenen Aufstiegsversuchen soll es nun endlich klappen. «Die Motivation ist weiterhin riesig. Jetzt wollen wir es unbedingt schaffen.» Unsicherheiten gebe es aus spielerischer Sicht ihrerseits höchstens wenige, die Mannschaft sei gut aufgestellt und fähig, aufzusteigen. «Corona macht uns da eher Sorgen, weil wir weiterhin nicht so richtig wissen, wie es weitergehen wird.» Auch weil die Mannschaft aber nur wenige Wechsel erfuhr sei die Erwartungshaltung zurecht hoch. «Alle wollen aufsteigen und in diesem Jahr sind wir wirklich zuversichtlich», sagt Nadja Minder. Immerhin: Im ersten Spiel auswärts in Sursee gewann der SCL. Und am Sonntag, im ersten Heimspiel gegen die Fribourg Ladies, soll es genau gleich weiter gehen.


Hinweis auf das nächste Spiel der Damen:
Sonntag, 3. Oktober, 17.00 Uhr, Campus Perspektiven.


Text und Bild: Leroy Ryser