- Schoren-Gflüschter
Fürs Training wach, fürs Spiel ausgeruht
Robin Nyffeler gehört zu den verheissungsvollen Talenten in der Mannschaft des SC Langenthal. Noch kann der Mittelstürmer aber nicht alleine vom Sport leben, an drei Nachmittagen geht er deshalb arbeiten. Wir haben uns mit ihm über seinen Tagesablauf unterhalten.
Robin Nyffeler überzeugt in dieser Saison. Der Mittelstürmer setzt sich für die Mannschaft ein, kämpft aufopfernd in Boxplay-Situationen und wird von Jeff Campbell sogar ganz am Schluss forciert, wenn es darum geht, das Resultat zu halten. «Das ist schön für mich. Und ich will dann beweisen, dass es Gründe gibt, mich in diesen Situationen einzusetzen», erklärt der Mittelstürmer. Dass er lange Zeit zum besten Boxplayteam der Liga zählt macht ihn indes stolz, dass er etwas dazu beitragen kann erst recht. Er sei nun wichtiger als auch schon, sagt Nyffeler, das Vertrauen vom Trainer schätze er sehr. Als 20-Jähriger kann der junge Huttwiler aber noch nicht vom Eishockey alleine leben. Einerseits wohnt er noch zu Hause bei den Eltern, andererseits arbeitet er an drei Nachmittagen pro Woche bei der Onyx in Langenthal. Dort hatte er im letzten Sommer die KV-Lehre abgeschlossen, nun ist er dort als Allrounder tätig. «Weil ich nur wenig arbeite, ist es schwierig, mir einen konstanten Auftrag zuzuweisen. Deshalb arbeite ich manchmal im Lager, hin und wieder im Büro, oder ich helfe beim Gebäudeunterhalt und wische Laub», sagt Nyffeler. Das störe ihn aber nicht – genauso wie auf dem Eis übernimmt er die «Drecksarbeit» gerne, weil er froh ist, dass er überhaupt arbeiten darf. Wir haben Robin Nyffeler für die neuste Ausgabe des «Schoregflüschter» deshalb über seinen Tagesablauf ausgefragt.
7.30 – der Wecker klingelt
«Um 9 Uhr müssen wir im Schoren bereit sein. Da gibt es Spieler, die stehen auf den letzten Drücker auf und scheinen noch etwas verschlafen. Ich kann das nicht. Ich wache um 7.30 auf und lasse mir genügend Zeit zum Aufstehen. Ich bleibe dann jeweils noch ein bisschen liegen und frühstücke etwas. Um 9 Uhr geht es dann in Langenthal los, ich versuche um 8.20 Uhr etwa dort zu sein», erzählt Nyffeler. Unterwegs ist er dabei zumeist mit Luca Christen, beide wohnen in Huttwil und wenn es der Tagesablauf zulässt, fahren sie im gleichen Auto nach Langenthal und zurück. Die Zeit, bis die morgendliche Teamsitzung beginnt, nutze er für die eine oder andere Plauderei mit Teamkameraden.
9 bis 10 Uhr: Eiszeit
Bald beginnt das Warmup und dann der erste Kontakt mit dem Eis. Das Training findet für Nyffeler jeweils ganz normal statt – beim Ende aber legt er grossen Wert darauf. «Einerseits gehört es für mich als junger Spieler dazu, aufzuräumen. Wir sammeln die Pucks ein und schieben die Tore vom Eis. Andererseits haben wir nach dem offiziellen Training das Eis zur freien Verfügung. Das heisst: Wir können machen was wir wollen. Schiessen, Schlittschuhlaufen, üben oder spielen.» Diese Zeit nutzt Nyffeler oft mit Christen. Gemeinsam veranstalten sie ein Zielschiessen und kämpfen dabei um Getränke-Jetons. «Derjenige, der zuerst Pfosten, Latte, Pfosten in diesem Ablauf trifft, der gewinnt einen Jeton», erklärt der Stürmer.
Vor dem Mittag: Jürg Hegi hat keine Freude an Nyffeler
Dann geht der Vormittag dem Ende zu. Stress kennt der junge Center in dieser Phase aber nicht. «Ich geniesse das Garderobenleben. Da drängt sich der Abschied dann nicht unbedingt auf», sagt er und lacht. Hier eine Plauderei, da ein Witzchen – zumeist gehört Nyffeler zu den letzten, die gehen. «Hegi hat meistens nicht Freude an mir», sagt er und lacht.
Arbeit oder Mittagsschlaf während dem Nachmittag
Der Nachmittag unterscheidet sich dann. An einem Spieltag kehrt Robin Nyffeler nun nach Hause zurück, isst etwas und legt sich hin. Dann steht oft ein Spaziergang oder ein kleines Velotöurchen an, um seine Muskeln erneut zu aktivieren. «Dann esse ich erneut und dann geht’s auch schon los. Je nach wo das Spiel ist, habe ich dafür mehr oder weniger Zeit.»
Wenn aber kein Spieltag ist, arbeitet Nyffeler. In diesem Sommer hat der 20-Jährige das KV abgeschlossen, noch heute darf er bei der Onyx in Langenthal weiterarbeiten. «Wenn ich dann um 17 Uhr nach Hause darf, bin ich meistens müde.» Nach dem Abendessen nutze er die Zeit hin und wieder, um seine Konsole einzuschalten, manchmal sei er aber auch dafür zu müde. «Ich versuche schon, meinen Tagesablauf aufs Eishockey auszurichten», sagt Nyffeler. Auch deshalb gehe er täglich zwischen 22 und 22.30 Uhr ins Bett, um am nächsten Tag wieder fit zu sein.
Der Matchabend: Gelb und Blau – das muss sein!
An einem Spieltag zählt Robin Nyffeler zu jenen Spielern, die Rituale konstant pflegen. «Vor dem Warmup nehme ich mir immer zwei Kaugummis. In unserer Kabine steht jeweils ein grosses Glas mit ganz vielen verschiedenen Farben. Ich nehme mir dann immer zwei raus, einer gelb, einer blau. Das mache ich immer gleich.» Damit gehe er dann aus der Kabine und spiele mit seinen Teamkameraden Fussball. Später, beim Binden der Schlittschuhe, schnürt er immer zuerst den linken Fuss zu, ehe der Rechte folgt. Und auf dem Eis, wo er jeweils die Pucks verteilt, kennt er mit Luca Christen ebenso ständig denselben Ablauf: «ich schiesse einen Puck Backhand unters Tordach, er mit einem Vorhand-Lupfer. Dann nicken wir uns zu, sagen «jap» und los geht’s.» Ein paar Handschläge würden dann auch zu den Ritualen gehören, mit Christen klatsche er sich hoch über den Köpfen ab, mit Tom Gerber stosse er sich jeweils den Ellenbogen entgegen. «Das hat sich einfach so eingebürgert. Und jetzt ist es einfach immer so.»
Bild und Text: Leroy Ryser