- Schoren-Gflüschter
Zwischen der "Santa-Stadt" und Langenthal
Mit Milka Oksman spielt eine finnische Hoteldirektorin für die Damen des SC Langenthal. Die 32-Jährige pendelt nicht nur zwischen Finnland und der Schweiz, sondern reist für ihren Job durch ganz Europa.
Vor etwa 10 Jahren hat sie begonnen, die ungewöhnliche Beziehung zwischen Milka Oksman und der Schweiz. Damals spielte die heute 32-Jährige in Reinach Eishockey, kurz nachdem sie in Finnland die High School abgeschlossen hatte. In der Folge brach auch nach ihrer Rückkehr nach Finnland der Kontakt nicht ab, einzelne Male hat sie bei Schweizer Kollegen sogar Ferien gemacht. Irgendwann ging es so weit, dass sie ihre alte Heimat sogar ein bisschen vermisste und dachte: «In der Schweiz hat es mir gefallen. Hierhin möchte ich gerne zurück.»
Plötzlich ging dann alles schnell und alles hat sich zusammengefügt. Milka Oksman arbeitete für eine Reiseagentur, für die sie Projekte in Zentraleuropa betreuen sollte. Ihr Auftrag: Für ihren Arbeitgeber soll sie durch die Länder Europas reisen und die Agentur präsentieren. Die Schweiz, Deutschland, Frankreich oder Spanien – all dies ist von der Schweiz einfacher erreichbar als von Finnland aus, weshalb sie kurzerhand hier ihr zweites Zuhause aufbaute. «Ich habe damals für ein Jahr zugesagt. Bereits im Dezember habe ich aber ein Jobangebot von einem unserer Kunden erhalten.» Ein Hotel in Finnland suchte einen neuen Manager und dieser könne, so die Abmachung, zu einem grossen Teil von «Zuhause» aus arbeiten. «Es war ein Angebot, welches ich nicht ablehnen wollte.» Seither führt sie neben ihren Engagements für diverse finnische Reiseagenturen das Hotel «Vartiosaari» in der Nähe der Stadt Rovaniemi. Das Hotel liegt auf einer eigenen Insel, ist nur zu Fuss erreichbar und fällt durch einen speziellen, «heimeligen» Stil auf. Rovaniemi, die Hauptstadt Lapplands, ist derweil bekannt als die Heimatstadt des einzig wahren Santa Claus. Das Weihnachtsmannsdorf ist richtiggehend eine touristische Attraktion, die dem Dorf vor Weihnachten zahlreiche touristische Besucher einbringt.
Nicht bei allen Matches dabei
Dass ihr zweites Zuhause Langenthal heisst, liegt derweil an Maria Hauhia, ihrer Teamkollegin. «Ich war einst Maria’s Trainerin und empfahl ihr, in der Schweiz Eishockey zu spielen, als sie nach der Highschool nicht wusste, was sie tun soll. Nun hat sie mich in die Schweiz und nach Langenthal gelockt», sagt Milka Oksman. Sie habe daraufhin mit den SCL-Trainern das Gespräch gesucht und ihnen ihre Situation dargelegt. «Sie wussten, dass ich wegen meinen Jobs viel reisen muss. Ich lebe etwa zu 50 Prozent in der Schweiz und zu 50 Prozent bin ich in Finnland oder unterwegs in Europa. Auch deshalb verpasse ich einzelne Matches.» In der Hochsaison, im Dezember also, müsse sie derweil ständig in ihrem Hotel anwesend sein, auch wenn dieses mit bis zu 35 Gästen eher klein ist. «Ich würde natürlich gerne mehr hier sein und mehr hier spielen, aber mein Job will ich nicht aufgeben», sagt die Finnin. Für die Playoffs sei sie aber spätestens wieder hier, geplant ist eine Rückkehr möglichst früh im Januar, um sich optimal vorbereiten zu können.
Grosses Ziel vor Augen
Das wird denn auch nötig sein, denn die Frauen des SC Langenthal haben sich für diese Saison ein grosses Ziel vorgenommen. «In unserer Mannschaft gibt es nur ein Ziel. Wir wollen den Titel gewinnen», sagte Milka Oksman deutlich. Die Chancen dafür stehen gut, immerhin gehen die Langenthalerinnen derzeit in der Tabelle vorne weg. Zeit, sich auszuruhen, sei aber noch lange nicht, ist sich Oksman bewusst. «Wir können schliesslich nicht mitten in der Arbeit einfach aufhören. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir es schaffen können.» Letztlich sei sie auch deswegen überhaupt zum SC Langenthal gestossen, denn «einfach nur Eishockey spielen ist nicht meins. Zum Spass kann ich auch andere Sportarten betreiben. Ich will gewinnen.»
Deshalb sei es jeweils schwierig, die Mannschaft zu verlassen um zu arbeiten, das Pendeln durch Europa und zwischen Langenthal und der Santa-Stadt sei aufwendig, manchmal sei die ganze Organisation gar ein «Chaos». Und dennoch: Irgendwie passt alles zusammen. Milka Oksman kann ihrem Job als Hoteldirektorin nachgehen, in der Schweiz leben und Eishockey auf hohem Niveau spielen. Das weiss auch Milka Oksman. «Ich muss flexibel sein. Aber ich bin happy, dass ich es so tun kann.»
Hier ist der Link zum Hotel
Bilder und Text: Leroy Ryser