- Schoren-Gflüschter
«Müssen «nur» den Final erreichen»
Über Instagram und Facebook haben wir die Fans aufgefordert, unserem Captain Fragen zu stellen. Daraus entsteht nun ein neues «Schore-Gflüschter»: Stefan Tschannen (35) steht Red und Antwort.
SCL-Captain, Vorkämpfer und bester Schweizer Skorer, Mitglied der berühmten Atomlinie, Publikumsliebling und dreifacher Meistermacher. Bezeichnungen und Synonyme gibt es für Stefan Tschannen zuhauf. Der 35-Jährige geniesst in Langenthal längst Kultstatus und begründet dies immer wieder mit herausragenden Leistungen. Erst noch letzten Freitag gegen den HC Ajoie lenkte der Stürmer mit zwei Toren die Partie für den SCL entscheidend in die richtige Richtung. Nun steht der Spieler mit den meisten Einsätzen in der gelb-blauen Geschichte im Rahmen des neusten «Schore-Gflüschter» den Fans Red und Antwort.
Stefan Tschannen, wir haben ein paar Synonyme und Bezeichnungen für Sie gefunden. Was halten Sie davon?
Stefan Tschannen: Es zeigt, dass wir hier in den letzten Jahren einiges geleistet haben. Ich denke, «mir hei guet büglet» in den letzten Saisons. Aktuell ist mir das noch nicht so wichtig. Ich schaue eher von Spiel zu Spiel oder von Saison zu Saison. Aber wenn ich meine Karriere vielleicht einmal beende, denke ich schon, dass ich darauf stolz sein kann.
Wir in Langenthal haben uns fast an die Tatsache gewohnt, dass Sie hier sind und hier bleiben, dennoch ist es in der heutigen Sportwelt eher eine Seltenheit. War es für Sie zu Beginn Ihrer Karriere ein Ziel, loyal zu sein?
Eigentlich war das nie mein Ziel. Ich denke es hatte letztlich mit der Führung des Vereins zu tun. Und auch, mit den Spielern die hier waren. Irgendwie hat es sich hier immer richtig angefühlt und deshalb gab es gar nicht erst einen Grund, hin und her zu springen.
Wenn wir schon dabei sind: Im Sommer läuft der Vertrag von Ihnen aus. Wie lange müssen wir noch auf eine Vertragsverlängerung warten?
Ich habe keine Ahnung, das werden wir dann sehen. Sicherlich ist es ein Thema, weiterhin zu spielen. Aber aktuell haben wir auch nicht gerade Stress. Natürlich ist es auch ein Thema zu bleiben, aber man weiss ja nie (lacht).
Die Fans haben die Möglichkeit genutzt, Ihnen Fragen zu stellen. Welche Frage würden Sie eigentlich gerne einmal beantworten?
Ich glaube in den 10 Jahren in denen ich hier war, wurde ich praktisch alles gefragt. Ich war immer wieder bei euch «Mediengiele» und wurde ausgefragt. Deshalb kommt mir gerade nichts in den Sinn.
Kommen wir nun doch zu den Fragen der Fans und beginnen mit einer, die mehrmals gestellt wurde: Wieso tragen Sie die Nummer 71?
Das war wegen Sebastien Bordeleau. Ich bewunderte ihn als Spieler. Sein Stil gefiel mir. Als ich dann auch noch mit ihm spielen durfte, waren wir gute Kollegen. Als ich dann ging, wollte ich die 71, weil ich hoffte, auch einst so gut zu spielen wie er. Leider hat das nicht ganz gereicht.
Sie sind Vater zweier Kinder. Spielen die beiden auch schon Eishockey? Und wenn ja – wann tritt Tschannen-Junior in Ihre Fussstapfen?
Mein Junge spielt bereits Eishockey in Münchenbuchsee bei den U11, aber meine Tochter nicht. Ich und Brent Kelly haben einmal gesagt falls unsere Nummern zurückgezogen werden, soll es nur noch eine Möglichkeit geben, dass man diese wieder vergibt: Wenn einmal Kelly- und Tschannen-Junior spielen, dann dürfen die beiden unsere Nummern wieder haben.
Wie Sie ihren Kindern Erfahrungen und Weisheiten auf den Lebensweg mitgeben, dürften Sie auch den jungen Spielern Erfahrungen mitgeben. -Was sind die wichtigsten Dinge, die Sie den jungen Spielern mitgeben?
Das ist manchmal noch schwierig, weil es einerseits Jeff Campbells Job ist, man aber andererseits auch mal etwas sagen muss. Gerade wenn es um explizite Situationen gibt, nehme ich schon ab und zu Einfluss. Beispielsweise wenn ich sehe, dass jemand verärgert ist und ihm vielleicht eine Strafe droht, nehme ich Einfluss und sage ihm, dass er besser ein Tor als eine Strafe macht. Oder bei den jungen Spielern sagen wir Routiniers oft, dass sie möglichst einfach spielen sollen, weil man gerade im Junioreneishockey noch viel verspielter agiert.
Als Barkeeper habe ich in der letzten Meisternacht im Old Captiol eigentlich eine gute Bewerbung hinterlegt, denke ich mal (lacht). Als Eismeister hingegen fehlt mir das nötige handwerkliche Geschick. Ich bin aber aktuell dabei, Trainerausbildungen zu machen, weil ich mir vorstellen kann, vielleicht im Juniorenbereich so etwas zu machen. Auch wenn das noch nicht mein aktuelles Thema ist, ist es möglich, dass ich dem SCL erhalten bleibe.
Nächste Frage: Was halten Sie vom Schorenstadion?
Der Schoren ist für mich meine Heimat. Ich komme seit 10 Jahren jeden Tag hier hin. Ich kenne alle Leute die hier sind, jeden Winkel. Natürlich hat es sich ein bisschen verändert, aber vor allem gibt es wunderschöne Erinnerungen für mich, rund um dieses Stadion. Nichts desto trotz wäre es mal Zeit für etwas neues in Langenthal.
Kommen wir zur aktuellen Situation: Tom Moser wollte wissen, ob Sie Einfluss haben, auf die Zusammenstellung der Linien. Sprich: Können Sie wünschen mit wem Sie spielen möchten?
Nein, Einfluss nehmen kann ich nicht. Ich spiele dort, wo mich die Trainer wollen.
Er zielt darauf ab, dass Sie nicht mehr in der ersten Linie spielen. Enttäuscht Sie dies, oder haben Sie da sogar ihr Einverständnis gegeben?
Natürlich haben wir im Sommer darüber geredet. Ich, Jeff, die Sportchefs, Gian Kämpf. Wir haben darüber geredet, was der Plan sein könnte. Ich habe gesagt, dass ich finde, dass es Zeit ist, jemand jüngeres nachzuziehen und aufzubauen. Ausserdem habe ich schon viel mit Dario Kummer gespielt, weil Jeff hin und wieder verletzt war. Das hat immer gut funktioniert und scheint auch jetzt sehr gut zu laufne. Ich für mich bin zufrieden, so wie es ist.
Ich denke wichtig ist meine Rolle vor allem zu Beginn der Saison, beispielsweise im August. Wir haben viele neue Spieler und neue Ausländer. Auf diese Spieler muss ich zugehen und dann ist es auch mein Job, hin und wieder etwas zu organisieren. So habe ich in diesem Sommer ein «Bötle» mit anschliessendem Bräteln bei mir organisiert. Auch sonst gehört das dazu. Gerade hier in Langenthal ist das uns gut gelungen. Wir sind nicht nur Teamkameraden, wir sind auch gute Kollegen. Dieser Zusammenhalt ist uns wichtig.
Die letzte Frage gehört wiederum dem Journalisten: Wieso gelingt es dem SC Langenthal in dieser Saison erstmals den Titel zu verteidigen?
Nun, wir müssen einfach ins Finale kommen. Das haben wir schliesslich bisher noch nie verloren.