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Marc Kämpf wird zur SCL-Legende
Am 25. November wird der aktuelle Geschäftsführer und Sportchef des SC Langenthal, Marc Kämpf, definitiv zur SCL-Legende. An diesem Abend wird vor dem Heimspiel gegen Arosa (19 Uhr) seine ehemalige Rückennummer 18 zurückgezogen und unter dem Hallendach aufgehängt. Der gebürtige Davoser hat im Oberaargau eine neue Heimat und beim SCL seine sportliche und berufliche «Liebe» gefunden. Von Walter Ryser
Marc Kämpf erinnert sich noch gut, als er vor 13 Jahren zum SC Langenthal stiess, der damals in der Nationalliga B spielte (später Swiss League). «Das ist eine ganz spezielle Geschichte», beginnt der 33-jährige Lotzwiler zu erzählen, der heute als vollamtlicher Geschäftsführer und Sportchef beim Oberaargauer Eishockeyverein amtet, der mittlerweile in der MyHockey League spielt. Er habe damals als junger, 20-jähriger Stürmer beim HC Davos unbedingt zu einem Klub in der NLB wechseln wollen, um sich weiter entwickeln zu können. «Doch der SCL hatte gar kein Interesse an mir, sondern wollte vielmehr Daniel Carbis verpflichten. Doch der damalige Davos-Sportchef hat den Langenthalern zu verstehen gegeben, dass sie Carbis nur erhalten, wenn sie zugleich auch den Kämpf übernehmen», gibt er lachend zu verstehen.
Das taten die Langenthaler und rückblickend betrachtet war dies ein Glücksgriff für die Oberaargauer. Marc Kämpf absolvierte zwischen 2010 – 1017 sowie von 2020 – 2023 insgesamt 511 Meisterschafts- und Cupspiele für den SCL, erzielte 108 Tore und realisierte 125 Assists. Dazu wurde er mit den Langenthalern zweimal (2012 und 2017) Schweizermeister in der zweithöchsten Spielklasse. Zwischen 2017 und 2020 spielte er dann während drei Saisons beim SC Bern in der National League A und wurde mit den Berner ebenfalls zweimal Schweizermeister.
Ein sportlicher Spätzünder
Als er damals als junger Stürmer zum SCL kam hätte er nie gedacht, dass dieser Klub für ihn zur neuen sportlichen und beruflichen Heimat werden würde. «Nein, ich hatte mir vorgenommen, innerhalb von zwei Jahren den Sprung in einen NLA-Klub zu schaffen. Den SC Langenthal betrachtete ich damals bloss als Sprungbrett für meine Eishockeykarriere», erinnert sich Marc Kämpf, der aber gesteht, dass er sportlich ein Spätzünder war. Denn in den ersten beiden Saisons bei den Oberaargauern musste der junge Stürmer feststellen, dass er sich in einigen Bereichen noch verbessern musste. «In dieser Zeit reifte bei mir die Erkenntnis, dass ich beim SCL eine dominierende Rolle einnehmen muss, damit sich ein NLA-Klub für mich interessiert.» Kämpf arbeitete hart an sich und seiner Karriere und wurde für den SCL zum unverzichtbaren Leistungsträger, was ihm 2017 ein Engagement beim SCB eintrug.
Dass er im späten Eishockeyalter von fast 27 Jahren noch den Sprung in die höchste Spielklasse schaffte, führt der zweifache Familienvater darauf zurück, dass er, untypisch für einen Eishockeyspieler, auch das Sommertraining liebte, «weil ich ein Typ war, der nie lange ruhig sein konnte und sich immer bewegen musste». Das sei heute nicht mehr so, bemerkt er. Er habe sich vom Leistungs- zum Genusssportler gewandelt, der mittlerweile auch Wandern zu seinen sportlichen Tätigkeiten zählt, «etwas, das ich früher als Zeitverschwendung betrachtete», erwähnt er lachend.
Unglaublicher Teamspirit
Dass er nach drei Jahren beim SCB wieder zurück zum SCL ging, habe viel mit Respekt und Achtung gegenüber dem Klub zu tun gehabt. Er sei damals als junger «Bub» zum SCL gestossen und sei hier menschlich und sportlich gereift. «Mit meiner Rückkehr nach Langenthal wollte ich dem Verein auch etwas zurückgeben, denn hier habe ich viel profitiert und unvergessliche Momente erlebt.» Dazu zählen zweifellos die beiden Meistertitel 2012 und 2107. Vor allem der erste Titelgewinn sei ein grosses Highlight gewesen, blickt Marc Kämpf zurück auf die damalige Finalserie gegen den haushohen Favoriten Lausanne, den man nach einem 0:2-Rückstand nach den ersten beiden Partien noch 4:2 besiegt hat. Dabei habe er im entscheidenden Spiel zu Hause in Schoren noch eine Spieldauer-Disziplinarstrafe eingefangen.
Von draussen habe er mitgefiebert und gezittert, «denn ich war überzeugt, wenn wir dieses Spiel verlieren, dann reisst mir unser Coach Heinz Ehlers den Kopf ab.» Der Kopf blieb dran und wurde nach Spielschluss mit einer Goldmedaille geschmückt. Unvergesslich sei für ihn auch der Cupsieg über den National-League-Klub Zug gewesen während der Corona-Pandemie, der leider ohne Zuschauer in Schoren bewerkstelligt wurde. Dabei erzielte Marc Kämpf in der Verlängerung das entscheidende Siegtor. «Das war ganz komisch, denn ausser den Teamkollegen war kein Jubel im Stadion zu hören», erinnert er sich. Und dann waren da noch die Derbies gegen Olten, die er ebenfalls als absolute Highlights in seiner Karriere einstuft und die immer sehr speziell gewesen seien.
Marc Kämpf schwärmt von jener Zeit, vom unglaublichen Teamspirit, der viele Erfolge erst möglich gemacht habe, aber auch vom unwiderstehlichen Sturm-Trio Kelly/Campbell/Tschannen. «Wie die drei harmonierten war schon beeindruckend. Ich habe viel von ihnen gelernt», sagt er. Gelernt hat er stets auch neben dem Eisfeld. So absolvierte er das Sportgymnasium und später auch eine Ausbildung im Bereich Sportmanagement an der Universität St. Gallen. Daneben besuchte und besucht er auch diverse Trainerkurse. Auf diese Saison hin vollzog er dann den Wechsel vom Eisfeld ins Büro auf der Geschäftsstelle des SC Langenthal, wo er bereits die letzten Jahre als Spieler immer wieder ausgeholfen hatte.
Keine Zeit Karriere nachzutrauern
Nach dem freiwilligen Abstieg des SC Langenthal in die MyHockey League war er in seinem neuen Job von Anfang an stark gefordert, «so dass ich gar keine Zeit hatte, meiner Karriere nachzutrauern», beschreibt er den Wechsel vom Spieler zum Geschäftsführer. Und die neue Aufgabe bereitet ihm genauso viel Freude wie früher das Spielen. Nur ab und zu, wenn es dem Team nicht gut laufe, da verspüre er denn Drang, aufs Eisfeld zurückzukehren und der Mannschaft zu helfen, bemerkt er. Doch das sei bloss eine Momentaufnahme, denn der neue Job sei so vielfältig, spannend und interessant. «Man sieht hinter die Kulissen eines Klubs, beschäftigt sich mit Sponsoring, den Finanzen und kann direkt Einfluss auf die Entwicklung des Klubs nehmen, das macht Spass und ist für mich eine motivierende Herausforderung.» Mit dem Druck, der nach dem schwachen Saisonstart entstand, könne er umgehen, entgegnet Marc Kämpf, «denn meine Spielerkarriere hat mich auf solche Situationen vorbereitet. Zudem bin ich vom Typ her ein besonnener und ruhiger Mensch. Auch weiss ich, dass eine Saison lang ist und alle Spiele zuerst absolviert werden müssen», gib er sich erstaunlich gelassen.
Etwas angespannt dürfte er dafür am 25. November vor dem Heimspiel gegen Arosa sein (19 Uhr), wenn seine Rückennummer 18 unter dem Hallendach in Schoren verewigt wird und er nach Kelly, Campbell, Tschannen und Eichmann als fünfter SCL-Spieler Legenden-Status erlangt. «Das macht mich sehr stolz, vor allem wenn ich schaue, welche Namen sich bereits unter dem Hallendach befinden», sagt er dazu. Dass die Nummer 18 beim SCL für immer seine bleibe, sei schon sehr speziell und sei für ihn der Beweis dafür, dass er wohl Aussergewöhnliches für diesen Klub geleistet habe.