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Ein Ex-Eisbär für Langenthal
Mit Nikonor Dobryskin hat der SC Langenthal einen Blumenstrauss an Nationalitäten verpflichtet. Der 20-Jährige ist Deutsch-Russe mit Schweizer-Lizenz, der in Berlin geboren ist, bei den Eisbären Eishockey spielte und wegen seiner Karriere mit seiner Familie nach Basel zog.
Als die Sowjetunion auseinanderfiel sind die Eltern von Nikonor Dobryskin aus Russland geflohen. Zuerst nach Polen, dann nach Deutschland und zuletzt in die USA. «Dort hat es meiner Mutter aber nicht gefallen. Sie waren nur kurz dort», erzählt der heute 20-Jährige die Geschichte seiner Eltern. Die beiden Russen kehrten nach Deutschland zurück und blieben dort. Und im Jahr 2000 kam schliesslich ihr Sohn Nikonor in Berlin zur Welt. Dieser hatte Gefallen am Eishockeyspielen gefunden. Und bis zu seinem 12. Altersjahr konnte er in der Auswahlmannschaft der Eisbären Berlin mitspielen. «Mit 12 endet in Deutschland die Grundschule. Dann hätte es eigentlich auf dem Sportgymnasium weitergehen sollen.» Eigentlich. Denn obwohl der junge Verteidiger von seinen Trainern bis dahin fleissig eingesetzt wurde, sollte er plötzlich bei den Eisbären kein Thema mehr sein. «Die Gründe kenne ich bis heute nicht. Aber ich musste einen anderen Weg suchen.» Seine Eltern haben mit ihm dann nach Alternativen gesucht und irgendwann kam der Vater auf die Idee, in die Schweiz zu ziehen. «Sie haben dann lange nach Arbeit in der Schweiz gesucht und auch gefunden. Damit ich Eishockey auf dem bestmöglichen Niveau spielen konnte, sind wir schliesslich nach Basel gezogen», erinnert sich Nikonor Dobryskin.
Via Fribourg-Gotteron kam er nun zu Langenthal. «Ich habe in Fribourg oft mit der ersten Mannschaft mittrainiert, ganz gereicht hat es aber nicht.» Als dann die Corona-Pandemie Fahrt aufnahm, stand der Doppelbürger mit Schweizer Eishockey-Lizenz aber ohne Arbeitgeber da. «Im April durfte ich beim SC Langenthal mittrainieren und weil ich Jeff und Kevin überzeugen konnte, durfte ich ein Try-Out absolvieren.» Bis dieses aber in einem Vertrag gipfelte, dauerte es bis spät in den September hinein. «Rein mental war die Situation schwierig. Ich wusste nicht, ob ich weiterhin Eishockey spielen kann», erinnert sich Dobryskin, der oft nur «Dobry» genannt wird. Als junger Spieler mit vielen Zielen sei das hart für ihn gewesen. «Als ich dann einen Vertrag unterschreiben durfte war ich überglücklich. Ich hatte damit ein erstes, langfristiges Ziel erreicht, ein Traum geht so in Erfüllung.» Dass er auch noch beim SCL unterschreiben durfte, immerhin der amtierende Swiss-League-Meister, begeistere ihn immens. Auch wenn diese Freude nur kurz anhalten werde und nun neue Ziele folgen, so habe er auch den Eisbären bewiesen, dass er für das Profi-Level gut genug sein kann.
In der Verteidigung vorkämpfen
Das will er denn nun auch bestätigen, sagt er selbst. «Ich bin zurzeit als achter Verteidiger geplant. Aber mein Ziel ist es, mich in das Hauptgerüst vorzukämpfen», erklärt «Dobry». Er müsse sich zweifellos noch an das Level und die Geschwindigkeit im Erwachsenenhockey gewöhnen, da sei er aber zuversichtlich, dass ihm dies mit zunehmender Spielpraxis gelingen werde. Als grossgewachsener Spieler – 196 Zentimeter gross und fast 100 Kilo schwer – wolle er zudem lernen, seinen Körper und seine Kraft einzusetzen, um den gegnerischen Stürmern ihre Grenzen aufzuzeigen.
Neben dem Eishockey konzentriert sich Nikonor Dobryskin derzeit auch noch auf die Schule. Beim Gymnasium Langenthal ist er dabei, die Matura abzuschliessen, neben der Ausbildung und dem Eishockey bleibt dann nur noch wenig Zeit. «Wenn wir mal frei haben besuche ich meine Familie oder Kollegen in Basel», sagt er. Und sonst verbringt er die Zeit im «Hockey-Town» Bleienbach, wo mehrere Spieler (Derungs, Weber, Henauer, Higgins, usw.) ihren Wohnsitz haben. «Ich freue mich riesig auf meine erste Profisaison. Aber sowas von», betont Nikonor Dobryskin. Er ist bereit, die nächsten Ziele anzugreifen.